Ohne Organisation keine Tradition
Von Jan-Dirk Bruns

. 75. Boßeltour der Hermann-Schröder-Riege

„Alle Kugeln wieder an Bord!“ Jens Bartnick packt die Taschen mit den kleinen schweren Gummibällen wieder in den Bus. Die 75. Boßeltour der Hermann-Schröder-Riege geht zu Ende. „Ohne Verluste“, wie Peter Kuleßa erleichtert feststellt. „Und der Termin für nächstes Jahr steht auch schon“, ergänzt Andreas Messer. Die drei Organisatoren sind erleichtert, dass die Jubiläums-Boßeltour nun endlich stattfinden konnte; mit zwei Jahren Verzögerung. Wie so vieles in den letzten drei Pandemie-Jahren mussten auch die Bremer Boßelfreunde auf das alljährliche, sportliche Highlight warten.

„Vor zwei Jahren haben wir zu dritt geboßelt – im Lockdown ging ja so gut wie nichts“, erzählt Andreas Messer. „Ein Jahr später waren wir immerhin 10 Leute, aber mehr war wegen der damaligen Corona-Kontakt-Beschränkungen nicht möglich“, sagt Jens Bartnick. „Umso schöner, dass die Tradition in diesem Jahr wieder aufleben konnte“, freut sich Peter Kuleßa, geboren 1946, im selben Jahr, in dem die Boßeltour ins Leben gerufen wurde. „Ich war immerhin schon 33mal dabei,“ erzählt der Senior-Boßler nicht ganz ohne Stolz. Seit 20 Jahren leitet Kuleßa die Tour und ist froh, dass er mit Bartnick und Messer vor ein paar Jahren zwei Organisatoren dazugewinnen konnte.

Seine jüngeren Kompagnons kommen immerhin auch schon auf 27 bzw. 31 Einsätze. Alles festgehalten im alt-ehrwürdigen Boßel-Buch. Eine dicke Kladde in der jeder Teilnehmer und jede Teilnahme notiert werden. Für manche ist es nur ein altes Buch, für andere eine Bibel. Die Boßel-Bibel. Aus der wird einmal im Jahr öffentlich vorgelesen. Wer war wie oft dabei? Die ältesten haben es schon über 50 mal geschafft und gehören zu den Ur-Ur-Großmeistern. Die Verkündung des sogenannten „Boßel-Ordens“ ist – nach dem sportlichen Spektakel – der Höhepunkt an diesem Festtag.

„Wir haben die Aufgaben ganz gut verteilt“, erläutert Jens Bartnick, Jahrgang 1966. Der Schifffahrtskaufmann kümmert sich um die Boßelstrecke. Gut 10 Kilometer geht es durch das Oldenburger Land von Altmoorhausen nach Munderloh. Das ist zwar seit 22 Jahren dieselbe Strecke, aber immer mit unterschiedlich vielen Mannschaften. Und beim Modus „Jeder gegen Jeden“ müssen die Wechsel gut geplant sein. Bartnick fährt die Strecke vor dem Wettkampf regelmäßig ab und markiert mit Leuchtbändern an den Bäumen die Stellen, an denen jede Mannschaft einen neuen Gegner bekommt. An diesem Sonntag wird sieben Mal gewechselt. Acht Teams sind am Haus der Freiwilligen Feuerwehr am Ortsrand in Altmoorhausen gestartet. Auf den Nebenstraßen entlang der Bauernhöfe kommt kaum ein Auto den Boßlern am Sonntagmorgen entgegen. Eine ideale Strecke für diesen Ostfriesen-Sport.

Auch in diesem Jahr sind die rund 50 Teilnehmer wieder mit Eifer und Ehrgeiz, aber auch mit jeder Menge Spaß und Sprüchen dabei. Die Medaillen für die drei erstplatzierten Mannschaften hat Andreas Messer besorgt. Der 59-jährige Unternehmensberater kümmert sich um sämtliche finanzielle Angelegenheiten dieser Tour. Bus chartern, Restaurant-Rechnung begleichen, Geld einsammeln etc. Das ist bei der Teilnehmergröße eine Menge. „Keine Angst vor großen Zahlen. Wichtig ist, dass es am Ende stimmt und immer noch ein bisschen Geld in der Boßelkasse bleibt, falls wir mal eine neue Kugel kaufen müssen.“
Darum kümmert sich Peter Kuleßa. Der Rentner hütet Kugeln und Käscher nach der Tour wie einen Schatz, damit sie auch im nächsten Jahr wieder zum Einsatz kommen können. Wenn die Herman-Schröder-Riege zur 76. Boßel-Tour aufbricht. Mit Peter Kuleßa, Andreas Messer und Jens Bartnick. Die drei von der Boßel-Riege, die diese einmalige Tradition erfolgreich am Leben halten.

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